Muss alles sein
Morgens Schmerzen in den Fingern
Träume vergessen
die zusammen gedrückten Lippen meiner Mutter
die fest zugedrückten Augen
als ich kam
um Abschied zu nehmen
und
von Vater dieses Ausatmen
ohne ein neues Einatmen
als wir Lieder sangen
an seinem Bett, muss alles sein.
Ja und die Schmerzen in den Schultern
Auch die Freude über dein Gesicht
wenn du sprichst
und die Freude an diesem Rotwein
den ich dabei trinke.
Dass es draußen schon wieder dunkel wird
und kalt
der Duft der Kamille im Sommer, ja auch der,
und die langen warmen Nächte,
wenn Tiere, die ich nicht kenne
im Wald rufen.
Muss alles sein.
Dass meine Liebe verschwand
aus meinem Leben
und in quälenden Träumen
die Frage mir kommt
gab es sie wirklich.
Dass mein Herz verwaist ist
und weint
Muss sein
Dass mein Hund mit gekreuzten Pfoten
im Schlaf laut atmet
neben meinem Bett
die Zungenspitze guckt etwas
aus dem Maul
und die Katze
wird im Schlaf eine Kugel
Dass so vielen Kindern, die ich kenne,
das Leben ein verdammt hartes Brot ist
und denen in den Fernsehbildern
nicht einmal das
Dass nimmermüder gefräßiger Krieg
leere Hände und Seelen
zurück lässt
Dass die Freunde an meinem Tisch
mit mir Kanon singen
das wirklich ganz besonders!
Dass Trauer nie vergeht
dass Freude mit jedem
Vogelruf wieder kommt
diese Müdigkeit
und die Schmerzen
nicht nur in den Fingern
dass ich einfach nicht rauskriege
wohin die Liebe verschwindet
und die Zeit
und ich auch
dass der Wald so schön ist
so gleichgültig und schön
und der Weg im Wald
auch immer da ist
da sein wird
ohne meine Schritte
muss sein
muss alles so sein.
© Marianne Koch
Der neue Gedichtband ist im Handel erhältlich.
Leseporoben: